14.06.2022

Eine Schwester eines Augustinerklosters in Lüttich hatte wahrscheinlich eine partielle Mondfinsternis im Jahr 1208 beobachtet. In der Nacht darauf hatte sie eine Vision. Darin teilte ihr Christus mit, dass der Mond das Kirchenjahr bedeute. Der dunkle Fleck bedeute das Fehlen eines Festes des Altarsakraments.

Das Altarsakrament wurde im 14. Lateralkonzil 1215 definiert und erhob die Transsubstantiation zum Dogma. Seitdem wird für den gläubigen Katholiken in der Messe das Brot wahrhaftig zu Jesus Leib und der Wein tatsächlich zu Jesus Blut verwandelt. So wird Jesus immer unter den Christen weiterleben.

Die Vision der Juliana aus Lüttich (sie wurde später heiliggesprochen) besagte, dass die leibliche Gegenwart Christi gefeiert gehört. Zum ersten Mal wurde daher 1247 in Lüttich extra gefeiert. Als der Pabst im Jahre 1263 das Blutwunder von Bolsena als Wunder erkannte (aus dem Brot für die Kommunion traten „Bluttropfen“ aus), kam es zur Einführung des Fronleichnamsfestes. Daraus entstanden seit 1270er auch Prozessionen, wobei der „lebendige“ Christus durch die Gemeinde getragen und gefeiert wird.

Martin Luther und die Reformation fanden keine Belege für dieses Fest in der Bibel und fanden, dass das alles Aberglaube und Gotteslästerung sei. Die Protestanten teilen daher das Brot und den Wein unter sich in der Gemeinschaft, so wie es Jesus (der Bibel nach) getan hatte.

Wer das Ritual einer Fronleichnam Prozession beiwohnen möchte: es gibt sie noch in Österreich. Ich freue mich sehr auch als überzeugter Atheist am Donnerstag die Prozession in Franzensdorf mit der Ortsmusik musikalisch begleiten zu dürfen. Es ist für mich immer wieder spannend in Uniform Teil dieses Ritual aus einem anderen Zeitalter sein zu dürfen. Die Szene mit dem Chor drum herum und der Musik machen es zu einem schönen Ereignis.